Konflikt - Fluch oder Segen?

Ein Auslöser für ein Business-Coaching ist der Konflikt -ein Konflikt im Team, mit Kolleg:innen, mit dem Chef/der Chefin oder mit sich selbst. Coachees erleben diese Situation oftmals als sehr belastend, schlagen doch die Konfliktmechanismen meist voll zu: verengte Sichtweise, Tunnelblick, Problemtrance. Die Handlungsoption sind damit eingeschränkt und eine Lösung scheint immer aussichtsloser.

Doch kann ein Konflikt auch anders gesehen werden? Hier hat mir folgendes Zitat sehr gut gefallen, um den Fokus aus das Positive des Konfliktes zu lenken. "Man muss etwas Gemeinsames haben, um etwas als trennend zu erleben" (Sprenger, 2020). Alleine durch die Konzentration auf die Fragestellung, was die Konfliktpartner eint, was sie verbindet, kann auch die Problemtrance aufgebrochen werden. Denn auch wenn wir es gerade im Falle eines Konfliktes oft nicht hören und sehen wollen, Probleme machen wir uns eigentlich nur selbst. Unsere "Wahr-Gebung" wie Gunther Schmidt den Begriff geprägt hat, entsteht alleine durch unsere Aufmerksamkeits-fokussierung. Schaffen wir es im Coaching durch geeignete Interventionen den Fokus unserer Aufmerksamkeit umzulenken, kann dadurch auch ein Problem oder ein Konflikt verschwinden, da wir unsere eigene Bewertung ändern. Auf dieses Potential können wir aber nur dann zurückgreifen, wenn der Konflikt die Eskalationsstufe noch nicht zu weit hochgeklettert ist (im Detail siehe dazu: Die 9 Eskalationsstufen nach Friedrich Glasl). Ist dies der Fall, ist Hilfe von außen unerlässlich.

Gerade in Zeiten von Diversität, Selbstorganisation, agilem Arbeiten wird die individuelle Fähigkeit, mit Unterschiedlichkeit gut umgehen zu können, entscheidend, wie wir in dieser neuen Welt zurecht kommen. Denn es wäre eine Illusion zu glauben, in selbstorganisierten Systemen gäbe es weniger Konflikte. Die Frage ist nur, wie das System und seine Mitglieder gelernt haben, damit umzugehen.

Foto von Crina-Miriam Cretu auf Unsplash